Skitouren

Skitouren und Skihochtouren sind meine große Leidenschaft. Ursprünglich komme ich vom Pistenskifahren. Gelernt habe ich das im Wesentlichen in Schladming in den 70ern des vorigen Jahrhunderts als Carving-Ski noch nicht erfunden waren. Buckelpisten waren die Regel bei Pisten mit mehr als 30 Grad Steilheit. Diese mit über zwei Meter langen untaillierten Ski zu fahren, schulte die Technik. Ballermann im Schnee war damals nur wenig verbreitet.

An dieser Stelle muss ich Inge und Wolfi Wörz, meinen lieben Verwandten aus der Steiermark, danken, denn die Beiden haben mir die Skitechnik richtig beigebracht. Mit ihrem Sohn Gerhard habe ich in der Folge den Ehrgeiz entwickelt, so oft wie möglich die Planai mit so wenig Schwüngen wie möglich an einem Vormittag abzufahren.

Als der Ballermann im Schnee weiter zunahm, die betrunkenen “Patienten”, deren Skikontrolle auch nüchtern schon beängstigend schlecht war, die anspruchsvollen Pisten in Besitz nahmen, führte mich Gerhard zusammen mit seiner Frau Renate in die Welt des Variantenskifahrens und der Skitouren ein. Das Material war verglichen mit heute abenteuerlich. Für einen Raucher, der ich damals noch war, der Anstieg auf den Zirbitzkogel eine konditionelle und technische Grenzerfahrung. Aber ich war angefixt.

Mit der Zeit wurden Material und Technik besser. Das Tiefschneefahren wurde routinierter, die Tourenauswahl ambitionierter. Mit dem Rauchen aufzuhören war zwar eine Qual für mich und meine Mitmenschen, führte aber zu einem Konditionsgewinn, der bald richtig lange Skitouren zuließ.

Die Skitechnik, die ich auf der Piste gelernt hatte, zahlte sich im freien Gelände aus. Anders, als für viele Skibergsteiger die vom Bergsteigen zum Skifahren gekommen sind, war für mich der Aufstieg das Mühsame und die Abfahrt (selbst bei eher mäßigem bis schwierigem Schnee) die Freude und Entspannung.

Bergführer*innen

Nachdem ich viel mit Gerhard und Renate und auch alleine die steirischen Berge, insbesondere in den Niederen Tauern erkundet hatte, fand ich die Bergschule https://www.globoalpin.com , mit deren Bergführer*innen ich (oft auch gemeinsam mit Sandra) wunderbare Berge und Gegenden im Alpenraum, vor allem aber auch das Vulkane besteigen in Chile, entdecken und erleben konnte. Die Reise nach Chile im Oktober 2019 war schon etwas ganz Besonderes. Vulkane mit Ski zu besteigen, zum Teil noch aktive, und diese wunderbaren Pyramiden bei Firn zu befahren, ist Skifahrers reines Glück. (Auch wenn es mich aus purem Übermut am letzten Tag fürchterlich auf die Schnauze gepackt hat. Harte Windkante am Orsorno übersehen, mit Angeber-Geschwindigkeit einen unfreiwilligen three-sixty mit dem Kopf zuerst gelandet). Diese Reise mit Sandra, Alix, Marlene, Wolfgang und anderen erlebt zu haben bleibt unvergesslich. Außerdem hatten Sandra und ich die Gelegenheit Blumen am Denkmal für Salvador Allende niederzulegen.

Das ganze Büro von Globo, die die Beratung und Organisation perfekt organisieren, alle Bergführer*innen sind so outstandig gut ausgebildet (und dazu auch noch begeistert bei der Sache), daß ich mich hier für die vielen schönen und unvergesslichen Bergerlebnisse noch einmal bedanken möchte. Das gilt selbstverständlich auch für diejenigen, die wie Hubi (jetzt: https://www.provertical.eu ) Edi, Andreas oder Ander nicht mehr als Stammbergführer für Globo unterwegs sind.

Über eine Empfehlung dieser Bergschule lernten vor vielen Jahren Sandra und ich den jungen Bergführer Rene Kuppelwieser ( https://www.rene-alpin.it ) kennen, als wir einen Auffrischungskurs “gehen am Gletscher” und “Spaltenbergung” machen wollten. Seitdem treffen wir uns immer dann, wenn wir im Vinschgau sind zum Eisklettern oder zu ambitionierteren Skitouren-Zielen. So haben wir mit Hilfe von Rene meinen großen Traum erfüllt, als wir 2017 die Königspitze über die Ostrinne bestiegen und abgefahren haben. Weißkugel, Piz Palü, Langtaufererspitze und einiges mehr ist dazu gekommen.

Ob Westalpen (Chamonix, Aosta), Piemont (Seealpen, Val Maira, Val Varaita, Valli di Lanzo), Dolomiten, Ahrntal, Vinschgau, Zentralschweiz, Osttirol, Steiermark, Kärnten, Salzburg, neben den den vielen wunderbaren Gipfelzielen muss unbedingt auch die Kulinarik stimmen. Essen und Trinken ist nicht nur Grundvoraussetzung dafür, dass man es bis nach oben schafft, gutes Essen und Trinken ist auch notwendige Belohnung für jede erfolgreiche und schöne Tour.

Meine Lieblingsski

So richtige Hardmover im Skitourensektor behaupten immer wieder gerne es gäbe “keinen schlechten Schnee, nur schlechte Skifahrer”. Das ist selbstverständlich Quatsch. Es gibt hin und wieder so verdammt schlechten Schnee, dass sehr gute Skifahrer auf einmal aussehen, wie sehr schlechte Skifahrer. Der Spruch, gute Skifahrer können mit jedem Ski fahren ist dagegen richtig. Aber guten Skifahrern macht das Skifahren mit guten Ski insbesondere bei schwierigem Schnee viel mehr Spaß.

Selbstverständlich kommt es bei der Ski-Auswahl stark auf den beabsichtigten Einsatzzweck an. Aufstiegsorientierte Ski sind wie die Bezeichnung schon sagt, nicht in erster Linie für die Abfahrt gemacht. Allerdings hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass zunehmend auch sehr leichte Ski eine ausserordentlich gute Abfahrtsperformance haben können. Ich selbst bin eindeutig ein abfahrtsorientierter Skibergsteiger. Je älter ich werde, umso mehr achte ich aber auch auf das Gewicht meiner Ausrüstung. Zum einen, weil ich leider in Berlin und Umgebung keine Berge zum Ganzjahres-Training habe, zum anderen weil ich etwas mehr Zeit zum Akklimatisieren brauche, als andere Flachlandbewohner*innen. Das kaputte Knie tut das Seine dazu. (Ich fahre seit Anfang der 90er mit einer Knieorthese – funktioniert super, komme fast überall rauf und überall runter – ist aber auch zusätzliches Gewicht).

Für die ganz guten Tage, an denen ich mich richtig fit fühle, auf jeden Fall für Powder-Tage habe ich den K2 Wayback 106 (Saison 18/19) Im Powder ein Traum, Knusperpulver (leichter Deckel) kein Problem, auch gut auf der Kante. Eigentlich hat der Ski keine Schwächen. Nur dass ich mit ihm auch an guten Tagen selten über 1400 Höhenmeter komme. (179 cm, Taillierung 136/106/124, Gewicht ca 3200 g)

An Tagen, an denen ich mich nicht so fit fühle und für die ganz langen Skitouren ( 1800 hm) oder wo die Ski lange am Rucksack getragen werden müssen, nehme ich den Blizzard Zero G 95 (Saison 19/20). Für diesen sehr leichten Ski ist die Abfahrtsperformance sehr gut. Bei schwierigem Schnee muss er ein wenig präziser und konzentrierter gefahren werden. Bei harten, vereisten Verhältnissen hält er sehr gut. (178 cm, Taillierung 127/95/111, Gewicht ca. 2500 g)

Für alles dazwischen habe ich noch den Atomic Backland 100. (21/22) Ein durch und durch harmonisch zu fahrender Ski. Ein leichter Freetourer (ca. 2800 g) der mit dieser Breite (Taillierung 129,5/100/120 bei einer Länge von 180 cm) extrem wendig und spielerisch zu fahren ist. Dabei aber auch schnell auf der Kante zu bewegen ist und auch auf der Piste gut zu carven ist. Einzig, dass die Kante unterhalb der Schaufel endet, bereitet mir ein wenig Sorge, ob der Ski auch robust und langlebig ist.

Auf allen Ski habe ich eine ATK- Bindung montiert. Leicht und Stabil. Und wie ich finde mit dem besten Kraftschluss aller Pinbindungen, die ich bisher probieren konnte. Als Schuh habe ich den Scarpa Maestrale RS. Er passt. Seit Anfang 2024 habe ich nun den Salomon S/LAB MTN Summit Tourenskischuh. Er ist wesentlich leichter, hat eine größere Schaftrotation und ist damit im Aufstieg ein Traum. Insbesondere bei den breiten Ski hatte ich Bedenken ob die Abfahrtsperformance noch richtig gut ist. Ich habe es ausführlich getestet. Der Schuh hält das, was Cody Townsend verspricht. Sehr stabil, ein sehr schöner Flex kann er in der Abfahrt mit dem Scarpa Maestrale RS sehr gut mithalten.

Für mich passt dieses Setup hervorragend. Ja, ich weiß, kein Mensch braucht 3 paar Ski. Aber während im Spätherbst, beim ersten Schneefall, alle meine Freunde und Bekannten die im Alpenraum leben, die erste Skitour gehen oder nach Pfingsten die letzte Skihochtour, sitze ich in Berlin und plane Reisen, bei denen ich hoffe, dass in dem geplanten Zeitfenster Schnee- und Wetterverhältnisse passen. Dann ist das Lesen von Skitests, das Studieren neuer Materialien, Innovationen bei Ski, Skibindungen und Equipment Ersatzhandlung und Therapie zugleich. Ich bitte um Nachsicht.

Eigenverantwortung und Riskomanagement

Ein paar andere zeitlose Hinweise zum Schluß. Die Beschäftigung mit Theorie und Praxis des Skibergsteigens für Menschen, die damit beginnen ist nicht nur nützlich sondern unter Umständen lebensrettend. Lawinenkunde, Beschäftigung mit dem Lawinenlagebericht, Tourenplanung, Orientierung im Gelände, das richtige Lawinen- und Sicherheits-Equipment und der sichere Umgang damit, lässt sich erlernen und üben. Besser ist das.

Ich selbst habe am Anfang den Fehler gemacht, einfach fremden Spuren nachzugehen, um festzustellen, daß ich einem Gamsjäger gefolgt bin, bis ich vor einem Felsabbruch stand und umkehren musste. Oft habe ich erlebt, dass mir wildfremde Leute einfach hinterher gefahren sind, die aufgrund ihres skifahrerischen Niveaus besser den einfachen Normalweg abgefahren wären, als die steile Variante, die ich wählte. Sie dachten ich wüsste schon wo es lang ginge. (Wusste ich auch, aber eben für mich – nicht für Skitourenanfänger).

Der Umgang mit dem Lawinenpieps sollte auch bei erfahrenen Skitourengeher*innen regelmäßig geübt werden. Ich gehe oft zusätzlich mit Lawinen-Airbag-Rucksack, wenn ich alleine bin oder wir auch nur zu zweit bei nicht allzu großer Lawinengefahr unterwegs sind. Trotz Lawinen-Equipment auf neuesten Stand sollte bei der Tourenplanung und -Wahl äußerste Vorsicht Vorrang haben: Hangneigung auf der Karte lesen, räumlich für sich übersetzen und dann im Gelände selbst überprüfen und entscheiden ob weitergehen oder umplanen oder gar umkehren ist eine komplizierte Veranstaltung. Das lässt sich alles Lernen. Ich empfehle einen Kurs mit Bergführer*in. Alle die ich oben genannt habe tun das gerne. Aber auch jede andere Bergschule im Alpenraum bietet Einsteiger- und Fortgeschrittenen-Kurse an.

Viel Spaß!

Königsspitze über die Ostrinne

Weisskugel

Chile, Vulkane besteigen